Samstag, 8. September 2012

Air China vs. Anja & Dani

Achtung: Dieser Bericht handelt von einer vergangenen Reise!

Die Vorgeschichte zu diesem Fall kann man hier lesen. Kurz zusammengefasst: Im Dezember 2010 wollten wir über Peking nach Bangkok mit Air China fliegen. Nachdem wir schon 2 Stunden Flug hinter uns hatten und uns irgendwo zwischen St. Petersburg und Moskau befanden, ertönte eine Durchsage, dass wir aufgrund eines technischen Problems umdrehen müssten und zurück nach Frankfurt fliegen. Gegen 1 Uhr nachts waren wir also wieder am Abfluggate. Es folgte der längste Tag des Jahres…
Nachdem erstmal 2 Stunden lang gar nichts passierte, bekamen alle Passagiere von Air China das Angebot, in einem Hotel in Neustadt an der Weinstraße (!) zu übernachten. Dass es sich hierbei um ein Alibiangebot handelte, war jedem klar, der die weiteren Bedingungen hörte: Die Anfahrt mit dem Taxi musste selbst bezahlt werden und man musste selbst dafür Sorge tragen, pünktlich zum Abflug wieder am Gate zu sein. Da man aber noch davon ausging, dass am nächsten Morgen weitergeflogen werden kann, ging niemand auf dieses äußerst verlockende Angebot ein. Die Hotelkosten hatte sich Air China damit schon mal gespart. Nach Hause fahren erschien uns aus demselben Grund zu riskant, also blieb nur, die Nacht am Flughafen zu verbringen. Da durch die extreme Winterwettersituation in den letzten Tagen viele Passagiere am Flughafen gestrandet waren, standen überall Feldbetten herum, von denen wir uns zwei sicherten. So konnten wir wenigstens ein paar Stunden schlafen.

Nachtlager
Am nächsten Morgen hieß es dann, dass sich der Abflug auf 12 Uhr mittags verschiebt. Je länger der Morgen dauerte, umso mehr zeichnete sich ab, dass auch das nichts werden würde. Die Maschine mit dem Ersatzteil konnte nicht aus Hamburg einfliegen, das Ding würde jetzt mit der Bahn kommen. Generell wurde nur sehr wenig informiert, insbesondere nicht über die Fluggastrechte. Aber die konnte man per Telefon und Internet auch ruckzuck selbst in Erfahrung bringen. So recherchierten wir, dass einem bei einer Verspätung von 4 Stunden und mehr bei Flugstrecken außerhalb der EU von mehr als 3500 km 600 Euro Schadenersatz zustehen. Zudem ist die Fluggesellschaft verpflichtet,Telekommunikation (wie bei einer Festnahme: „Sie haben einen Anruf frei“) und notfalls eine Hotelunterkunft (Das hatten sie ja tricky gelöst…), aber vor allem Mahlzeiten und Getränke zur Verfügung zu stellen. Wenigstens das mit den Mahlzeiten hat einigermaßen funktioniert. Wir haben immerhin dreimal warmes Essen bekommen, auch wenn man immer etwas unter Druck war, vor den Chinesen in dem abgetrennten Bereich eines Flughafenrestaurants am Buffet zu sein, da man nicht sicher sein konnte, dass man auch nur ein Hühnchenteil bekommen würde, selbst wenn die Platte noch halbvoll war und nur noch eine Person vor einem in der Reihe stand.




Naja, um den Rest des Tages kurz zusammenzufassen: Der Abflug verzögerte sich immer weiter, einige Chinesen, die wohl schon mehrere Tage am Flughafen festgesessen hatten, wurden deshalb ziemlich sauer und laut, weshalb dann irgendwann die Polizei eingreifen musste um die innere Ordnung wieder herzustellen. Hierzu gibt es leider keine Fotos, da die Chinesen sehr darauf bedacht waren, nicht fotografiert zu werden. Verständlich, da Asiaten allgemein nicht gerne ihr Gesicht verlieren, vor allem aber weil in der Volksrepublik China das Beklagen von Zuständen oder die öffentliche Beschwerde nicht gerade zu den wünschenswerten Eigenschaften eines guten Sozialisten gehören. Schließlich, gegen 22.30 Uhr, nach mittlerweile 27 h Verspätung, durften wir das gleiche (hoffentlich jetzt nicht mehr defekt) Flugzeug wieder betreten. Bezeichnend war, dass es Air China nicht mal geschafft hatte, eine Putzkolonne durch das Flugzeug zu schicken. Für uns kein Problem, da wir wieder auf unseren alten Platz durften. Da aber die Hälfte der Passagiere durch Umbuchungen ausgetauscht worden war, mussten einige auf Sitzen Platz nehmen, die noch mit Essensresten, zerknüllten Zeitungen und gebrauchten Kissen belegt waren. Nach nochmaliger zweistündiger Unterbrechung, in der das Flugzeug mehrfach enteist wurde, ging es gegen 0.30 Uhr dann endlich los.

Nach einem diesmal störungsfreien Nachtflug entschädigten dann riesige Schneefelder in Sibirien, der Blick auf die Chinesische Mauer und nicht zuletzt die in Aussicht stehende Ausgleichszahlung von 600 Euro pro Person wenigstens etwas für die Strapazen der letzten fast 48 Stunden und den verlorenen Urlaubstag. Jetzt musste nur noch ein formloser Antrag gestellt werden, und das Entschädigungsgeld würde fließen… Fortsetzung folgt.

Sibirien
Chinesische Mauer


PS: Was ein nervenaufreibender Tag am Flughafen mit einem anstellen kann, verdeutlicht die folgende Vorher- Nachher-Aufnahme.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen