Mittwoch, 27. März 2013

Wet-and-sweaty-Jungletrail – Machu Picchu



Cusco ist der Ausgangspunkt zu Machu Picchu und begeisterte uns alle ungemein. Diese wunderschöne Stadt lädt zum Umherschlendern und Staunen ein. Da wurden nochmals ordentlich Kräfte aufgetankt, durch die schmucken Gässchen gebummelt und riesige Fleischportionen vertilgt. Wir haben uns dort nicht zuletzt wegen unseres schönen Hostels mit persönlichem Kaminzimmer, in dem der ein oder andere Coca-Tee konsumiert wurde, sehr wohl gefühlt. Die Vorfreude auf das Highlight Perus, Machu Picchu, stieg ständig.












Machu Picchu ist von Anfang an ein Must-Do gewesen, da gab´s kein Drumherum, die beeindruckenden Inkaruinen sind eines der faszinierendsten Dinge, die wir auf unserer Reise anschauen wollten und der Besuch aus Deutschland kommt ja auch nicht nur wegen uns nach Peru eingeflogen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Machu Picchu zu besuchen – z.B. als Tagesausflug mit dem Zug oder aber über einen altehrwürdigen Inkatrail. Es galt also zunächst aus den Millionen von Angeboten etwas preislich Annehmbares zu erhaschen. Wir entschieden uns für den dreitägigen Inka-Jungletrail, bei dem am ersten Tag 60 Km mit dem Mountainbike zurückzulegen waren, und die anderen 2 Tage bis nach Aqua Calientes, das Städtchen am Fuße von Machu Picchu, gewandert wurde.



Nach anfänglichen Problemen mit den Bikes (bei einer Abfahrt von knapp 4000 auf 1200 Meter über dem Meeresspiegel sollten beide Bremsen und der Freilauf eigentlich funktionieren), sowie Erdrutschen, die die Straße versperrten, sollte dann auch noch der Regen unser ständiger Begleiter sein. Aber all das kann uns gar nichts, wenn man bedenkt, in welch wunderschöner Kulisse man sich da befindet. Peru hält die Landschaft als Trumpf in seiner Hand, und wenn man dann noch einen Wandergruppenmix mit sämtlichen Nationalitäten hat und einen 20-jährigen Peruanischen Guide, der rhetorisch auch gut und gerne als Domina arbeiten könnte, ist der Spaß schon vorprogrammiert.









Am zweiten Tag wurde gewandert. Da ging´s erstmal durch dschungliges Gebiet, an Kaffee- und Coca-Plantagen vorbei (Faustregel: 50% der Blätter werden an die Regierung verkauft, 50% an die LKWs, die einmal im Jahr aus dem Dschungel kommen und wesentlich besser bezahlen), dann über historische, schmale, steile Inkapfade, durch Schluchten und auf Felsvorsprünge, die einem Aussichten erschließen, dass man mal kurz vergisst, dass man mit der dünnen Luft zu kämpfen hat.



 



Der 8-Stunden-Wandertag wurde aber nicht nur wegen der zu laufenden Zeit eine der größten Herausforderungen, nein, die größte Herausforderung bestand darin, eine Schlucht zu überqueren, durch die ein reißender Fluss führt. Und reißend ist dafür gar kein Ausdruck. Unser Guide titulierte den heiligen Fluss der Inkas, den Urubamba, einen der Amazonas Quellflüsse, so: „I tell u my friens, this river is a monster“. Das versprochene Raftingprogramm wurde von Beginn an gecanceled, weil schon einige Menschen in diesem Fluss gestorben sind - zuletzt im Januar. So, jetzt hatte dieses Monster aber auch unsere Brücke, die zum weiteren Verlauf des Weges wichtig gewesen wäre, mitgerissen. Ja mitgerissen, wie krass, wild und hoch muss so ein Fluss bzw. das Wasser darin sein, dass der ‘ne Brücke mitnimmt. Da unsere Spanisch-Kenntnisse ja nicht die Besten sind, müssen wir immer warten, bis einer der Beteiligten mal übersetzt. Aber uns war schon klar, dass hier was Komisches abläuft. Von weitem amüsierten wir uns noch über die Freaks, die sich an einem 70 Meter über dem Fluss an einem Stahlseil hängenden Körbchen manuell über die Schlucht ziehen ließen, bis wir selbst davor standen. In diesem Stahlkörbchen lagen dann provisorisch noch ein paar Bretter, die da offensichtlich nicht reingehörten und zwischen denen man dem Monster gleich ins Auge blicken konnte. So jetzt gab es tatsächlich keine andere Möglichkeit, als sich zu dritt gezwängt in diesem Körbchen von kleinen Peruanern da rüber ziehen zu lassen. Ein Blick nach Hinten bestätigte meine Befürchtungen, dass sich die Draufgängerin Annalena ungläubig versucht mehr als zusammen zu nehmen. Ich dreh mich schnell wieder um, und hoffe, dass die Situation so verläuft, wie bei Kindern, die  hinfallen und nicht weinen, weil niemand hinschaut. Weit gefehlt, die berechtigte Angst entlädt sich, als wir die Gewissheit bekommen, dass es wirklich keine andere Möglichkeit gibt. Ganz nach dem Motto, jetzt oder nie, wird die Anna sogleich als Erste geschnappt, mit zugehaltenen Augen, Christian und Guide an ihrer Seite, da rüber gezogen. Zu allem Überfluss und mit ganz schlechtem Timing, ertönt genau, als das Körbchen die Mitte erreicht, ein gewaltiger Donnerknall, als wäre ein Blitz direkt neben uns eingeschlagen. Wie wir später erfahren haben, war es aber nur Dynamit, mit dem irgendwelche Bauarbeiter einfach mal ‘ne Steinwand an der Schlucht weggesprengt haben. Mit zitterndem Körper übersteht sie die Überfahrt schließlich doch. Bis Dani und ich 30 Minuten später als Vorletzte rübergezogen werden, wird jetzt auf der anderen Seite Kette geraucht und gehofft, dass wir auch überleben.



 






Nach dieser Aufregung hatten wir uns die darauffolgenden wunderschön angelegten Hot Springs mehr als verdient.




Und weil man sich ja nach so einer Nahtoderfahrung so einiges verdient, machen wir mit unseren internationalen Freunden später noch die Nacht zum Tage, um Annalenas zweiten Geburtstag gebührend zu feiern, was sich aber nicht für alle Beteiligten als `ne gute Idee erwies. Der Dani lag ein wenig kränklich im Bett, während wir Anderen irgendwo in `ner „Disco“ in Peru mit Argentiniern über die Stränge schlugen. Blöd war auch, dass wir über die Nacht verteilt eintrudelten. Als erste kam ich und zerdepperte des Nachts eine 1-Liter-Cocacolaglasflasche (!), als nächster kam der Christian, der offensichtlich schwer mit dem Etagenbett zu kämpfen hatte, und noch ein paar Stündchen später kam das „Geburtstagskind“, das ja vom Kölner Karneval noch das späte bzw. frühe nach-Hause-kommen gewöhnt ist. Das Einschlafen fiel dann wohl aber allen leicht, denn der einzige, der nahezu nicht geschlafen hat, war der Dani. Dafür kann er aber jetzt den Alkoholspiegel am Schnarchgeräusch präzise erkennen.


Und als hätten wir am Tag vorher nicht `ne Generalprobe gehabt, stand am nächsten Tag das Zip-Lining auf dem Programm. Juchuu, wieder über die Schlucht. Für Eine unserer Reisegruppe stand ja von Beginn an fest, dass sie das auf keinen Fall macht, die Anderen überlegten noch ein wenig (weniger wegen der Angst, eher wegen den Nachfolgen der Nacht) und nahmen den Spaß dann aber mit, wo man doch heute sogar gesichert über die Schlucht düst.





Morgens noch Glück mit dem Wetter gehabt, marschieren wir danach drei Stunden im Regen an den Bahnschienen Richtung Machu Picchu entlang, wo wir erste Blicke auf die Terrassen erhaschen konnten.






Bis hierher hatte sich der Weg bereits gelohnt. In der Hoffnung auf gutes Wetter und damit auch gute Bilder, sollte es dann morgens endlich auf den heiligen Berg gehen. Der Wecker klingelte uns um 4 Uhr aus den Betten und wir mussten leider wieder feststellen, dass es aus Kübeln goss. Also drehten wir uns nochmal um und nahmen statt den 1400 Treppenstufen lieber den Bus um 6 Uhr.



Und wenn man dann den ersten Blick auf dieses grasgrüne, unfassbar schöne Terrain dieser Inkastadt wirft, können einem schon mal ein paar Tränchen übers Gesicht laufen vor Glück. Den Sonnenschein so sehr herbei gewünscht, beeindruckt uns nun dieser mystische Nebel doch viel mehr, als wir gedacht hätten. So erkunden wir Stunde um Stunde dieses traumhaft schöne Areal und die perfekten fugenlosen Inkamauern und freuen uns über alle erdenklichen Aussichten.










Der Aufstieg zum Wayna Picchu, dem über der Inkastadt thronendem Berg, den man von allen Postkarten kennt, stellte nochmal eine ordentliche und sehr steile Herausforderung dar. Glücklicherweise lugte die Sonne genau in diesen Stunden aus der Wolkendecke hervor, was die ganze Szenerie wundervoll illuminierte. Wir sind alle glücklich mit den Bildern, die wir sicher für immer in unseren Köpfen haben werden.








Zum Abschluss ging´s mit dem Zug voller glücklicher Menschen wieder Richtung Cusco, wo unsere Reisegruppe schon wieder verkleinert wurde. Der Christian musste nämlich nach dem Urlaub noch in den Skiurlaub. Die nächsten überwältigenden Eindrücke in Bolivien teilten wir jetzt zu Dritt.


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