Sonntag, 5. Mai 2013

Buenos Aires - Welthauptstadt des Fußballs

Nach einem einen kleinen Zwischenstopp in Salta wollten wir uns eine weitere 22-Stunden-Busfahrt ersparen und nahmen deshalb am nächsten Tag den Flieger nach Buenos Aires. Mit Argentiniern hatten wir in Peru ja bereits gute Erfahrungen gemacht, weshalb wir uns auf das Land, die Leute und besonders die Metropole Buenos Aires freuten.

Das wichtigste in Argentinien war aber erst mal, an Peso zu kommen, was schon ein Erlebnis für sich ist. Auf den ersten Blick scheinen die Preise hier nämlich relativ teuer zu sein. Die offizielle Umtauschrate liegt bei 6 Peso für den Euro. Die Argentinier haben in ihre Währung aber eher wenig Vertrauen und sammeln wie verrückt Dollar (und auch Euro). Bei einer Inflationsrate von ca. 25% jährlich ist das auch verständlich. Das führt also seit ein bis zwei Jahren dazu, dass sich ein Schwarzmarkt gebildet hat, wo man für den Euro nicht 6 (wie offiziell in einer Bank) sondern 10-11 Peso bekommt. Wir hatten uns in Chile also ordentlich mit Dollar (Euro gibt’s da nicht) eingedeckt und mussten diese jetzt vergolden. Dazu fragt man einfach im Hostel oder in kleinen Geschäften nach dem aktuellen Kurs, oder man geht auf die Haupteinkaufstraße in BA, wo man schon von unzähligen Menschen erwartet wird, die ständig „Cambio, Cambio, Cambio“ vorsichhersagen. Das private Umtauschen von Geld ist zwar offiziell verboten, wird aber von der Polizei toleriert und ganz offensichtlich auf der Straße betrieben. Wenn man dann jemanden gefunden hat, der einen ansprechenden Kurs anbietet, wird man von ihm entweder in eine Wechselstube in ein Hinterhofbüro geführt oder aber in einen etwas abgelegenen Teil der Straße, so dass man sich schon etwas dubios vorkommt. Hier wird dann getauscht, man prüft so gut es geht, dass kein Falschgeld dabei ist, und freut sich dann, ca. 30-40% mehr Geld als auf einer Bank für den gleichen Wert bekommen zu haben. Bei uns hat es jedes Mal prima geklappt und wir haben den Argentinienaufenthalt so um ca. ein Drittel günstiger bekommen, als wenn wir mit der Kreditkarte am Bankautomaten Geld geholt hätten.

     ^     "Cambio, Cambio, Cambio"

Buenos Aires ist nicht nur die Hauptstadt des Tango, sondern vielleicht auch so was wie die Welthauptstadt des Fußballs. Fast jeder junge Mann läuft hier im Trikot rum, in der Stadt wimmelt es von Liebesbezeugungen für den jeweiligen Stadtteilclub. Es gibt alleine 13 Erstligamannschaften, 4 Weltpokalgewinner und jetzt sogar einen päpstlichen Klub (sagt der Dani). Man kann fast jeden Tag ein professionelles Spiel sehen.






Wenn nicht hier, wo dann, dachten sich auch die Annalena und ich. Gehen wir mal mit. Nicht dass wir da viel Ahnung gehabt hätten aber, dass man in Argentinien vielleicht mal beim Fußball gewesen sein sollte, leuchtete uns ein. Da traf es sich ganz gut, dass wir des Morgens am Frühstückstisch einen „Superfan“ des Vereins Boca Juniors antrafen (mit zwei Trikot an und allem Drum und Dran), der im Hostel arbeitete und sich als Local sicher super auskennt. Er hat uns dann recht unkompliziert mit dem Bus mitgenommen und uns versichert, dass das mit den Tickets schon läuft. So, jetzt muss man vorher wissen, dass das mit den Fans und dem Fanatismus da nicht so ohne ist, die Bocafans gelten als eine der gefährlichsten Gruppierungen weltweit, teilweise herrschen da mafiöse Verhältnisse.



Wir also Richtung Stadion, leider zum falschen, denn der Superfan wusste selbst nicht, dass das Spiel nicht in Boca (Ghetto, sehr gefährlich) ist, sondern beim Gegner Independiente. Danis verzweifelte Versuche ihm das vorher mitzuteilen, scheiterten, bis wir vor der berühmten Pralinenschachtel Bombonera stehen und da nix los ist. Also alle Mann (und Frauen) ins Taxi und zum anderen Stadion, das zum Glück nur 5 km entfernt ist. Der Profifan bekommt es nun aber mit der Angst zu tun, denn als er die Gegnerfans sieht, reißt er erstmal der Annalena ihre Jacke aus der Hand, um sie sich über zu ziehen und seine Trikots zu verstecken. Ich sag mal, da wäre bereits ein guter Zeitpunkt gewesen, die Veranstaltung zu verlassen oder zumindest auf eigene Faust weiterzumachen.





Naja, kaum ausgestiegen, stehen da schon die Boca-Jungs zum Kartenverkauf bereit. Das geht jetzt auch wieder alles ganz schnell unter der Hand. Während der Dani noch kritisch dreinblickt und lieber nach neutralen Kartenverkäufern gucken würde, hat unser Superfan schon die Tickets gekauft (natürlich viel zu teuer). Immerhin wurde unsere Frage nach Sitzplätzen bejaht, denn das weiß ich schon von anderen Spielen, dass ein Sitzplatz die halbe Miete ist, damit dir keiner auf der Pelle rückt. Ich also ganz frohen Mutes, laufen wir unserem Superfan, von allen Seiten Blicke erntend, hinterher. Zum Glück hatte der Dani das Dordmunttrikot an, denn Gelb ist eindeutig die Farbe des Tages. Immer lachen denk ich, bloß keine Angst zeigen. Zack, schon stehen (von wegen Sitzplätze!) wir mitten im Boca Juniors Mafiafanblock. Erst hab ich gedacht, ist ja gar nicht so voll, wird schon gehen - bis ich realisiere, dass da noch `ne Stunde Zeit bis zum Anpfiff ist.



Zu früh gefreut, füllt sich dieser Stehblock nach und nach mit fülligen, zutätowierten, fanatischen und kopfhaarlosen Männern, die schwitzenasstropfend, sich nach und nach ihrer Trikots entledigen. Ich dreh mich zwischendurch zur Annalena um, die recht angewidert von so einigen Ekelschwitzetypen hin- und hergerammt wird. Da stehen wir also eingepfercht blöderweise genau mitten drin. Da ist kein Rauskommen bis zur Halbzeit, das wird jetzt durchgehalten. Die einzige Bewegung ist das Auf-und Abschwingen der Tribüne, wenn die 10000 Bocajungs umherhüpfen. Mein einziger Gedanke in diesem Moment ist: Lass die bitte bloß kein Tor schießen, da kommen wir sonst niemals heile raus. Und na klar - Tor. Da durchfuhr mich tatsächlich kurz, bis ich vom hin- und herrammen wieder einigermaßen stand, ‘ne ausgewachsene Panik. Von Hinten hör ich nur „In der Halbzeitpause bin ich hier raus.“ Der Annalena, schon ziemlich angefressen vom nicht Rauchen können, weil zu allem Überfluss haben die Securityleute ihr auch noch das Feuerzeug abgenommen, war es jetzt zu viel. Und so geschah es, dass mit dem Halbzeitpfiff alle Hardcorfans sich einfach hinsetzten und wir über sie klettern konnten. Tief durchatmen. Zum Glück haben wir nicht verstanden was für grauenvolle Beschimpfungen da vom Stapel gelassen wurden, die Gesten lassen jedoch das schlimmste erahnen.





Draußen angekommen gibt’s erstmal einige (zwei) lange Gesichter, das eine vom schockiert sein, das andere vor Enttäuschung, weil die zweite Halbzeit verpasst wurde. Die Enttäuschung wurde aber dadurch weggemacht, dass Dani jetzt wenigstens noch ein Spiel am gleichen Abend besuchen konnte und zwar das Duell der Lieblingsclubs, der beiden berühmtesten Argentinier, die ihr Geld in Europa verdienen: San Lorenzo (der Club vom Papst) gegen die Newell Old Boys (den Club, bei dem Lionel Messi seine Karriere beenden möchte).







Nach ein paar Stündchen beruhigen sich unsere Gemüter und wir freuten uns auf die weitere Erkundung der Stadt und das Treffen mit den sympathischen Argentiniern, die mit uns zuvor bereits Machu Picchu erklommen haben. Und eins muss hier mal gesagt werden, von Gastfreundlichkeit da verstehen die was. So verbrachten wir einen wunderbaren Abend mit lieben Menschen, deutschem Bier (wir brauchten aber etwas, um zu verstehen, dass „Wohs-deinah“ nichts anderes ist als Warsteiner) auf einem super Konzert (Alerta Pachuca). Leider neigte sich aber Annalenas zweiter Besuch nun dem Ende zu und wir mussten die Stadt und ihre Berühmtheiten zu zweit weiter erkunden.





Und damit sind wir wieder bei Boca. Jetzt waren wir zwar schon bei einem Boca Juniors-Spiel, aber von dem bekannten und nicht weniger berüchtigten Bocaviertel hatten wir noch nicht viel gesehen. Egal welche Argentinier wir trafen, alle rieten uns davor ab. Immer bekam man zu hören „It`s so dangerous, don´t go there.“ Letztendich ist es aber unseres Erachtens relativ unbedenklich, solange man sich in den vorgesehenen Touristenbereichen aufhält. Und das Viertel, das von italienischen Hafenarbeitern gegründet wurde, ist mit seinen bunten Wellblechhäusern wirklich schön anzusehen und einen Besuch wert. Außerdem ist es wohl der letzte Zufluchtsort, um der Papst- und Messimanie zu entkommen, denn hier regiert immernoch Diego Armando.
















Des Weiteren besuchten wir noch den bekannten Friedhof Recoleta, der so einiges an Gruften auffährt und unter anderem das Grab von Evita Peron beherbergt.









Nach 5 netten Tagen stand dann die nächste lange Busfahrt an…

Noch ein paar Bilder:



D.A. Maradona Stadion der Argentinos Juniors



Blocksperre nach jedem Spiel bis die Gästefans außer Reichweite sind!
"Offizielle" Subde(Metro)-Lackierung

Endlich wieder mal annehmbare Süßspeisen - Dani freute es









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