Dienstag, 5. Februar 2013

Südostasien: Hot or Not?


Nach 2,5 Monaten Südostasien (wenn man die offiziell "südasiatischen Länder" Indien und Nepal mal großzügig mit dazurechnet sogar 4 Monate) ist es mal Zeit für ein kleines Fazit zu dieser netten Ecke Erde. Wir werden sicher gerne wieder mal herkommen, auch wenn es ein paar Sachen gibt, die wirklich stören.
Bevor wir also zu den angenehmen Dingen kommen, die einem den Travellerpuls nach oben schießen lassen, zunächst aber die nervigsten ...

1. Das mangelnde Umweltbewusstsein
Wenn eins wirklich nervt in Südostasien, dann ist das der Müll. Egal wo, in Städten, in Flüssen, auf Wiesen, auf jeder Straße – überall ist Plastikmüll. Es gibt überhaupt kein Bewusstsein dafür, dass sich Plastik niemals zersetzt und früher oder später (hier eher früher) in den Nahrungskreislauf gelangt. Wenn man beim Einkaufen „No bag, please“ sagt, kann es sogar sein, dass man verwundert angeschaut wird.


Das gleiche passiert, wenn man Strecken, die länger als 200m zu Fuß zurück legt. Denn das ist eine Distanz, für die man hier mindestens einen Motoroller benötigt, was zu der enormen Luftverschmutzung in einigen Städten beiträgt. Bewegt man sich einige Stunden in Kathmandu, Mandalay oder Medan, dann stinken die Klamotten dermaßen widerwärtig, dass man sofort das Rai in der Tube benötigt, um den Würgereiz zu unterdrücken. Die Abgase sind aber noch nicht das größte Problem. Schlimmster Klimakiller ist die Regenwaldabholzung, da durch das Austrocknen der Böden Jahrtausende gespeichertes CO2 schlagartig freigesetzt wird. Ich hatte vorher keine Vorstellung von der Regenwaldabholzung, aber wenn man einmal die riesigen Narbenlandschaft eines gerade abgeholzten Waldes oder die Palmölplantagen auf Malaysia oder Indonesien gesehen hat, dann ist man schon entsetzt über diese Zerstörung, die zum großen Teil illegal geschieht.
Insgesamt ist der Umgang mit der Umwelt vielleicht der Punkt, den man am Leben in (Nord-) Europa am meisten zu schätzen lernt.



2. Die häufige Abwesenheit von logischem Denken
…zumindest in unserem Sinne. Da wird zunächst die Kloake in den Fluss abgelassen, um sich dann an derselben Stelle zu waschen. Da wird in Nepal eine Kläranlage nicht eingeweiht, weil ein Yogi meint, der Fluss sei danach nicht mehr heilig. Den Vogel an Unlogik schießt aber Burma ab. Da wundern wir uns über den Rechtsverkehr, obwohl fast alle Autos das Steuer rechts haben und erhalten als Antwort, dass einst der Astrologe vom Militärmachthaber geträumt habe, dass es besser für das Land sei, von Links- auf Rechtsverkehr umzustellen. Das dafür jetzt quasi blind überholt wird, hat er wohl nicht im Traum vorhergesehen. Oder die Preisvorstellungen: In Bagan sollte eine Taxifahrt für 2 Personen 5 Euro kosten, für 4 Personen aber 20 (?!). Und Nachtbusse fahren abends stets so früh ab, dass sie bloß nicht später als 3 Uhr nachts ankommen.



3. Das ständige Rumgerotze
In vielen Ländern wird gerotzt was geht. Sogar in Bussen werden Tüten zum Reinrotzen verteilt. Bedingt durch das weitverbreitete Betelnusskauen gestalten sich die Auswürfe rot bis rotbraun und sind eigentlich stets irgendwo auf dem Untergrund zu finden. Ich dachte ja lange Zeit, hier hätten alle `ne ordentliche Parodontose mit heftigem Zahnfleischbluten. Als ich herausfand, dass es kein Blut ist, sondern roter Speichel, war ich zunächst beruhigt. Wenn man aber mal den Kauern in den Mund schaut, sieht man, dass mein Paradontoseanfangsverdacht gar nicht so weit hergeholt war.




4. Die Allgegenwärtigkeit der Premier League
Eine Nichtigkeit und mit einem Augenzwinkern zu verstehen, aber trotzdem: Liebe Asiaten, auch anderswo wird Fußball gespielt, aber bei Euch zählt nur die englische Premier League (plus Real Madrid und FC Barcelona). Selbst in Dörfern ohne elektrischen Strom rennen die Jungs mit Chelsea-Shirt umher und fast alle Busse sind großzügig mit Vereinsemblemen beklebt. Bevor man auf der Khaosan-Road mal die Bundesligazusammenfassung zeigt, kommt lieber die dritte Wiederholung von Plymouth gegen West Bromwich Albion. Und bei der Trikotproduktion wird ganz klar am Markt vorbeiproduziert, denn obwohl bestimmt auch sehr viele Deutsche in den Shops in BKK oder KL auf einen Schnapp ihres Lieblingsclubs aus sind, beschränkt sich die Auswahl auf Bayern, Dortmund – und Wolfsburg(!?!).




Jetzt aber zu den positiven Dingen:

1. Die Unkompliziertheit
Es ist vieles (nicht alles) einfach so herrlich unkompliziert hier. Das Reisen ist super easy, man kann spontan Busse in die entferntesten Regionen buchen, Motoroller für 4 Euro am Tag - und ohne einmal den Führerschein zu zeigen - ausleihen und überall an der Straße aus Plastikflaschen tanken. Bei Pannen hält mit Sicherheit jemand an, um den Reifen zur Not mit altem Zeitungspapier zu flicken (nervig ist es nur, wenn das mitten in der Nacht der eigene Busfahrer macht). Ist eine (rudimentäre) Bungalowanlage ausgebucht, darf man auch schon mal in ´nem unfertigen Bungalow ohne Dach schlafen, oder es wird schnell noch ein Zelt aufgestellt und wenn gar nix mehr geht (sowie teilweise in Burma) nehmen dich die Mönche im Kloster auf.
Und wenn sonst irgendwo mal irgendwas fehlt, dann ist der nächste 7Eleven bestimmt nicht weit entfernt.




2. Das Draußen-Sein
Hier spielt sich beinahe das ganze Leben im Freien ab. Wenn man gerne draußen ist, dann ist das hier das Paradies. Das Klima über den Winter ist meist so angenehm, dass es tagsüber angenehm heiß ist, nachts aber auf erträgliche Grade abkühlt. Selbst in den Gebieten mit Monsun lässt es sich gut aushalten und wenn man mal richtig nassgeregnet wird, folgt daraus nicht gleich eine Erkältung wie in unseren Breitengraden. Nur den Mückenschutz darf man beim ganzen Draußensein nicht vergessen.



3. Die Reisenden
Hier tummeln sich die Reisenden aus aller Welt und man lernt beinahe wöchentlich tolle und interessante Menschen kennen. Man hat ständig Austausch über Erlebnisse und kann diese mit anderen teilen und verarbeiten, man erhält Tipps für die weitere Reise, man wird für seine Pläne bewundert und bewundert andere, die ganz andere Dinge erlebt haben oder gerade erleben. Man lernt interessante Lebensläufe mit Ecken und Kanten kennen, und denkt doch, die haben alles richtig gemacht. Und alle sind glücklich bei dem was sie gerade tun.
Und zwei Dinge fallen uns besonders positiv auf und machen Hoffnung für die Zukunft. Zum einen gibt es sehr viele junge Paare, die mit ihren Kindern längere Reisen problemlos bewältigen.
Und es gibt sehr viele Menschen im Alter 50+, die nochmal losziehen und dermaßen cool die teilweise widrigen Umstände in Hostels oder Nachtbussen ertragen, dass man einfach nur den Hut (oder die Kappe) ziehen muss.



4. Das Essen
Ich behaupte jetzt mal: nirgendwo kann man so gut essen wie in Südostasien (wobei ich hier Indien und Nepal explizit einschließe). Egal ob indisches Paneer, nepalesisches Dal Bhat, indonesisches Nasi Goreng, Thai Curry oder das überall sehr leckere Street Food, überall haben wir uns innerhalb kürzester Zeit an die lokalen Spezialitäten gewöhnt und konnten uns beim Wechsel ins nächste Land nur schwer von ihnen trennen. Vor allem werden uns die fast täglichen Banana-Pancakes und die vielen Fruitshakes demnächst fehlen.






5. Das Preis-Leistungs-Verhältnis
Der Hauptgrund, warum Südostasien das Mekka für den Langzeitreisenden darstellt ist natürlich der Preis. Ich möchte nicht sagen, dass hier alles billig (oder günstig) ist, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis ist meistens einfach hervorragend. Man hat eine sehr gute touristische Infrastrukur mit Bus- und Zugverbindungen zu allen Highlights. Zudem gibt es mit Air Asia eine Billigfluggesellschaft, mit der man größere Strecken zu akzeptablen Preisen überwinden kann. Und es gibt einfach super viel zu sehen und zu erleben. Seien es die enormen Tempelkomplexe, einsame Strände, viele Wasser- und Outdoorsportmöglichkeiten, usw., und das alles kostet nicht die Welt.




6. Die Buntheit
Hier gilt in fast allen Belangen die Devise „hauptsache bunt“ – finden wir sehr sympathisch.






Unser Gesamturteil zu Südostasien lautet also:


2 Kommentare:

  1. Hi ihr zwei!
    Hallo Daniel, wir wünschen dir noch alles liebe und gute zu deinem Geburtstag!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    Viele Grüße aus Gedern
    Steffen, Verena und Johanna

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  2. Von uns auch noch alles Gute und Grüße auch an Anja!

    LG
    Björn und Isabell

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