Dienstag, 5. Juni 2012

Warschau – ein EM-Vorgeplänkel

Dani hat uns mit seinem „ich mach die aller größten, tollsten Superschnäppchen der Welt“-Reise- und Sparwahn „ich versuche die Kosten der Reise zu minimieren“-Plan (Änderung der Redaktion) gleich mal 5-6 Flüge inklusive jeweils 1-2 Übernachtungen in Hotels über ne Megaseite im WWW gebucht. Ich kapiere immer noch nicht ganz wie das läuft, aber die Hauptsache ist ja, dass es läuft. Kurz zusammengefasst gibt’s da so ne Seite die einem Reisen vermittelt, die wiederum haben über ne gewisse Zeit, ein gewisses Kontingent zu Werbezwecken an Kohle, die sie raushauen können. Als Dani das spitzkriegte, waren das satte 120 Euro pro Trip. Die bekommt man dann erstattet wenn man z.B. ne Reise oder ein Hotel bucht. Um zu schauen ob das Ganze funktioniert, wurde ein Wochenendausflug nach Warschau für 150 Euro gebucht, minus den 120 Euro Erstattung machte das noch schlappe 30 Tacken pro Person.

Am Freitagmorgen gings also zum Flughafen. Ohne den einen oder anderen Haken geht’s dann doch nicht und so eröffnete mir der Dani, dass wir mit zwei verschiedenen Fliegern zurückfliegen würden. Is klar wer mit Lufthansa fliegen darf und wer mit der polnischen Lot, ne ;)
Egal. Am Flughafen angekommen brauchen die super Reisevorbereiter natürlich nicht ihr Gepäck aufgeben, weil sie ja schon mal für die Weltreise üben und demnach nur Handgepäck haben. Apropos Hand. Dass die bei mir nicht da ist, merkte der Typ beim Eingang der Sicherheitskontrolle mit seinem Könnerscanblick auch ganz schnell, weshalb wir dann zum VIP-Durchsuchungseingang durften und damit die riesige Schlange umgehen konnten. Doch immer wieder für was gut ;) Ganz entspannt warteten wir also zeitungslesend am Gate, bis Dani plötzlich merkte, dass unsere Flugtickets wie durch Zauberhand verschwunden waren. Nach etlichen durchsuchten Zeitungen, Rucksäcken und Mülleimern ganz nervös und nix gefunden machte sich Dani zerknirscht auf, um Neue zu ergattern. Manmanman. Ich hielt natürlich die Stellung am Gate. Nach einiger Zeit klingelt mein Telefon. Dani ist dran und fragt vorischtig, ob es eventuell ganz vielleicht sein könnte, dass die Tickets bei ihm im Jackenärmel stecken könnten. So wars dann auch. Was ne Aufregung. Ganz durchgeschwitzt aber glücklich stiegen wir in den Flieger.

In Warschau angekommen lief alles wie am Schnürchen. So schauten wir uns etwas in der für die EM herausgeputzten Stadt um. Ganz zufällig gings auf dem Weg zu unserem Hotel im Stadtteil Praga dann zunächst am Nationalstadion vorbei, an etlichen riesengroßen Lewandowskis, Blascinkowskis, Blasczin.., Blaschin.., Kubas, Podolskis und was es sonst noch so an polnischen Fußballernamen gibt.



Die schon zuvor auf haushohen Plakaten gesehene polnische Nationalelf konnten wir uns dann am Samstag auch beim Länderspiel gegen Andorra in echt anschauen. Zwischen den voller Stolz die Nationalhymne singenden Polen reihten wir uns ein. Um nicht aufzufallen trällerten wir am Schluss bei dem sich wiederholenden Chor -Polska, Polska, Polska- immer wieder mit.



Der Sonntag stand dann im Zeichen der polnischen Geschichte, die stark durch die Deutschen geprägt wurde. Wir besuchten die verschiedenen Mahnmale, das Museum des Warschauer Aufstands, eins der sehenswertesten Museen ever, und den Jüdischen Friedhof, der sehr gegensätzliche Eindrücke hervorrief: bedrückend durch die Massengräber der Shoa, erholsam durch die an Angkor Wat erinnernden Steinansammlungen im Urwald und verzückend, durch die liebevoll gestalteten Gräber mit den wunderschönen jüdischen Namen wie Finkelkraut, Gleigewichta, Seidenbeutel oder Herzkopf.







Der EM konnte man aber auch am Sonntag nicht entkommen. So wollten wir zum Abschied noch schnell was essen und unsere restlichen Zloty loswerden (was gar nicht so einfach war ;-) und landeten in einem riesigen, MyZeil-ähnlichen, Einkaufszentrum. Als wir die Rolltreppe hochfuhren, fielen uns sogleich die Massen an Menschen auf, die (Überraschung) gekommen waren um ihre Fußballhelden zu begutachten. Da saßen sie wieder, aufgereiht wie in einem Katalog, durchgestylt in Nike-Klamotten zum Greifen nah. Um dem EM-Vorgeplänkel noch einen würdigen Abschluss zu verpassen, konnten wir vor unserem Abflug noch die Ankunft der griechischen Nationalelf beobachten.



Insgesamt hat uns der Kurztrip nach Polen sehr gut gefallen. Die Menschen waren äußerst freundlich und hilfsbereit. Besonders auffallend für mich war die unfassbare Vielzahl an Frauen jeden Alters in High Heels und einer ihnen hinterherwabernden unglaublich riesigen Parfumwolke (Anm. der Red.: Wir sollten mal nach St. Petersburg ;-).









Nachtrag: Da Warschau als kleiner Testlauf für vieles zu sehen war, haben wir uns auch mal an ein kurzes Video gewagt. Insbesondere die Kameraführung ist noch ausbaufähig, außerdem ist fraglich, ob wir unterwegs Zeit, Muse und ausreichend schnelle Internetverbindungen finden, um Videos zu erstellen und hochzuladen. Möglich ist es aber :-)


2 Kommentare:

  1. Erstmal ein dickes Lob an Euch beide für den gelungenen Blog.
    Das mit den verschwundenen Tickets kann ich mir nur zu gut vorstellen und die Anmerkung der Redaktion zu St. Petersburg kann ich bestätigen ;-).

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  2. Hallo ihr beiden - toller Blog. Freue mich schon auf mehr. Anmerkung des Lesers: Beim Abschnitt "die letzten Zloty ausgeben" musste ich schmunzelnd an Montreal denken :).

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